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    Schattenmädchen (Kap. 12)

    Finn erwies sich als sehr facettenreicher Charakter. Mal überraschte er mich vor dem Schultor mit einem riesigen Strauß roter Rosen, schrie mich aber eine halbe Stunde an, weil ich diese in meinem Schließfach verstauen wollte, um sie nicht mit mir herumschleppen zu müssen. „Andere Mädchen wären dankbar, so einen Freund wie mich zu haben!“, zischte er mir ins Gesicht und ließ mich dann einfach stehen. Den ganzen restlichen Tag ignorierte er mich, wenn ich in seiner Nähe war, würdigte er mich keines Blickes. Als ich zum Ende des Schultages den Strauß aus meinem Spind holte, wartete er bereits dort auf…

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    Schattenmädchen (Kap.11)

    Die ersten Wochen, sogar die ersten Monate unserer Beziehung fühlten sich für mich an, als würde ich wie auf Wolke sieben schweben. Finn verhielt sich in allen Situationen wie der ideale Gentleman aus einem Schwarz-Weiß Film. Als ich ihn meinen Eltern vorstellte, konnte meine Mutter sich gar nicht mehr einkriegen vor Glück. Danach war Finn eine Art Heiliger für sie, den sie auf ein Podest gestellt hatte und in jedem Gespräch, welches ich mit ihr führte, anbringen musste. Mein Vater schien ihn ebenfalls zu mögen, konnte aber nicht ganz so viel Begeisterung an den Tag legen, wie meine Mutter es…

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    Schattenmädchen (Kap. 10)

    Die darauffolgenden Wochen flogen wie in einem Rausch an mir vorbei. Beinahe jeden Tag traf ich mich mit Finn, der sich als großer Romantiker erwies und mich jedes Mal aufs Neue mit einer Kleinigkeit überraschte. Meine Eltern bekam ich kaum noch zu Gesicht, da ich morgens das Haus mit ihnen zusammen verließ, um zur Schule zu fahren und nach der Schule fuhr ich meistens dann mit zu Finn. Er brachte mich zum Lachen, aber auch häufig zum Erröten, wenn er mir mal wieder ein Kompliment machte. Ich bekam immer öfter zu hören, wie schön ich sei, wie wundervoll und wie…

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    Schattenmädchen (Kap.9)

    Ich atmete mehrmals tief ein und aus, bevor ich mich zusammenreißen und Finn in die Küche folgen konnte. Er stand dort mit dem Rücken zu mir gedreht am Fenster und starrte nach draußen. Diesmal war ich diejenige, die fragte, ob alles in Ordnung sei. Auf meine Stimme hin drehte er sich um und lächelte mir locker zu. „Na klar doch, hast du Hunger?“, wollte er nun wissen. In diesem Moment merkte ich erst, dass ich seit meinem schnellen Frühstück am Vormittag nichts mehr zu mir genommen hatte. Meinem Magen schien das nicht zu gefallen, weil er sich mehrmals mit einem…

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    Schattenmädchen (Kap. 8)

    Mehr als nervös saß ich neben Finn auf seinem Bett und konzentrierte mich mehr auf meine zappeligen Hände als auf die Handlung des Films. Ich warf immer wieder verstohlene Blicke zu ihm, während er sich vollkommen auf den Film fokussierte. Dachte ich. Denn irgendwann in der Mitte des Films griff er nach meiner Hand und ich betete, dass sie sich nicht schwitzig anfühlte. Jetzt konnte ich mich natürlich erst recht nicht auf den Film beschränken, sondern dachte die ganze Zeit daran, dass Finn gerade meine Hand berührte. Seine Hände sahen schön aus, er hatte lange, schlanke Finger und gepflegt aussehende…

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    Schattenmädchen (Kap. 7)

    Ich träumte davon, Finn zu küssen, wie er mich in seinen Armen hielt auf seiner Terrasse im schwachen Licht der Sterne. Er meldete sich nicht am Wochenende, aber am Dienstag, nach der Schule, bekam ich eine Nachricht von ihm. „Hast du Lust vorbeizukommen?“, fragte er und ich hielt den Atem an, weil ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hatte noch eigentlich eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, dennoch wollte ich seine Frage unbedingt bejahen. Meine Eltern waren noch nicht zu Hause, sie waren beide bei der Arbeit, weshalb ich sie auch nicht zu fragen brauchte. Wenn sie mich…

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    Schattenmädchen (Kap. 6)

    Wir standen noch eine Weile draußen auf der Terrasse, mein Oberkörper versunken in seiner warmen Lederjacke. Sie roch nach ihm, nach Erde und Zigaretten. Ich wusste nicht, ob er selbst rauchte, ich hatte ihn noch nie in der Raucherecke in der Schule gesehen. Vielleicht rauchten ja auch nur seine Freunde und er stand daneben in dieser dunklen, warmen Jacke, die den ganzen Qualm in sich aufsaugte. „Erde an Lissa“, rief Finn lachend, seine Hand vor meinen Augen. Ich steckte meine Gedanken in die dazugehörige Schublade und lächelte ihn an. Er schenkte mir dafür sein wunderschönes Grinsen. „Wo warst du denn…

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    Schattenmädchen (Kap. 5)

    Draußen war es frischer als vorhin, ich begann zu frieren und rieb meine Hände aneinander. „Oh, ist dir kalt?“ Ich blickte zu Finn, der völlig entspannt an der Wand lehnte und überhaupt nicht zu frösteln schien. Ich nickte und betrachtete die weißen Wölkchen, die aus meinem Mund kamen. „Warte eben, ich hole dir deine Jacke“, sagte er, stieß sich von der Wand ab und verschwand drinnen. Ich stellte mich ans Geländer der Terrasse und schaute nach oben zum Himmel. Sterne bedeckten den dunklen Himmel, es sah wunderschön aus. „Hier, deine Jacke.“ Finn stellte sich hinter mich, sein warmer Atem berührte…

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    Schattenmädchen (Kap. 4)

    Finn führte mich in das Innere des Hauses, wo sich Unmengen von Menschen tummelten, der Großteil davon war mir unbekannt. Ein paar der Mädchen, an denen wir vorbeikamen, straften mich mit durchdringenden Blicken, die alle klar machten, was sie davon hielten, dass ich mit Finn gesehen wurde. Ich fühlte mich ganz klein und unscheinbar, als ich da so neben Finn herlief, bis wir in der Küche ankamen und er mir etwas zu trinken anbot. „Was möchtest du denn trinken?“, fragte er, während er sich selbst Wodka in einen roten Plastikbecher eingoß und mit irgendeinem Typen, der in der Ecke rumstand…

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    Schattenmädchen (Kap.3)

    Nervös tigerte ich vor meinem Spiegel hin und her, unschlüssig darüber, welches Outfit ich denn jetzt wählen sollte. Ich hatte bereits jedes einzelne Oberteil mit jeder Jeans kombiniert, die in meinem Schrank zu finden war, dennoch konnte ich mich nicht mit dem Endergebnis zufrieden geben. Ich wollte, dass Finn seine Entscheidung, mich eingeladen zu haben, nicht augenblicklich bereute, wenn er mich zu Gesicht bekam. Leider würden alle Kombinationen meines Schrankinhalts genau zu so einer Katastrophe führen. Mir blieb aber nicht mehr viel Zeit, bis mein Bus kam, die einzige Möglichkeit um diese Uhrzeit noch wegzufahren. Meine Eltern waren ausgegangen, zu…