• Fortlaufende Geschichten

    #twofaced (Kap. 2)

    Milena steht vor ihrem Spind und sucht hektisch nach ihrem Mathebuch. Ihre Lehrerin hat sie bereits in der letzten Stunde vorgewarnt, dass sie ihr eine Strafarbeit aufbrummen würde, wenn sie in der nächsten Stunde keine Unterlagen vorweisen könnte. Es scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Milena seufzt genervt und gibt dann ihre Suche auf. Lieber eine Strafarbeit, als erneut zu spät zu kommen. Sie fährt sich mit allen zehn Fingern durch die kinnlangen schwarzen Haare und schlägt dann die Spindtür zu. „Hey, Mills!“, hört sie die Stimme ihres besten Freundes, Leo, hinter sich. Er holt im Laufschritt zu Milena…

  • Fortlaufende Geschichten

    #twofaced (Kap. 1)

    Ein Leben im Rampenlicht – wünscht sich das heutzutage nicht beinahe jeder? Beliebt sein, von allen gekannt, im glänzenden Spotlight. Die meisten wollen es, aber nur die wenigsten denken an die Schattenseite, die ein Leben wie meins haben kann. Die Menschen an meiner Schule lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Es gibt diejenigen, die mich lieben und verehren und versuchen, mich zu kopieren. Ihnen gegenüber stehen diejenigen, die mich hassen und vor Neid beinahe platzen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, zu welcher Gruppe ich mich zählen würde, wenn ich nicht ich wäre. „Erde an Stella“, ertönt die Stimme meiner Mutter…

  • Kurzgeschichten

    Being brave (Kurzgeschichte)

    Ich starre meine Füße an, traue mich nicht auch nur ein Wort herauszubringen. Sie lachen, wie immer und ich kriege keinen Mucks heraus, auch das ist wie immer. Leider. Mein Papa sagt immer, dass ich nicht so ein stilles Mäuschen sein sollte, aber er hat gut reden. Er wird ja nicht von den anderen ausgelacht oder schikaniert, wenn er den Mund aufmacht. „Was stehst du schon wieder so rum? Trrra-a-aust d-du d-dich etwa nicht dein blödes Referat zu halten? Ha, will doch eh niemand hören!!!“ Tränen brennen in meinen Augen. Ich will nicht vor ihnen weinen, aber das passiert mir…

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    Noch ein letzter Zug (Kurzgeschichte)

    Dieses Mädchen steht vor mir und starrt mir mit einem höhnischen Grinsen entgegen, so als wolle sie sagen: Du bist ein Nichts. Mir wird schlecht wenn ich sie auch nur anschaue. Dieses Mädchen mit den dünnen Haaren, den blauen Augen, dem fetten Körper. Dieses Mädchen, was ich selbst bin. Dieses Mädchen, zu dem sie mich gemacht haben.  „Weißt du, ich finde, du solltest nicht so viele Törtchen essen. In deinem Alter verschwinden die überschüssigen Kalorien vielleicht leicht, aber wenn du erst mal in mein Alter kommst…“ Mutter ließ den Satz extra unbeendet, ausklingend in der Leere, damit ich mir selbst…

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    Blaue Tür (Kurzgeschichte)

    Ich mag mein neues, blaues Kleid. Es ist schön, wie bei einer Prinzessin. Mama hat es mir gekauft und gesagt, ich sehe aus wie Cinderella aus dem Disneyfilm. Jetzt gerade stehe ich draußen in unserem Garten, mit dem neue Baumhaus, das Papa für mich gebaut hat, und schaue dem großen, langen Auto dabei zu, wie es in unserer Straße stehen bleibt. Auf der Seite ist eine Sonne abgebildet und ein gelber Schriftzug, aber ich kann noch nicht lesen. Wir haben im Kindergarten bis jetzt nur das „A“ und das „B“ kennengelernt. Zwischen den gelben Buchstaben sehe ich aber keinen der…

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    Schattenmädchen (Epilog)

    Ich sitze auf der Bank, um mich herum herrscht reges Treiben. Die Menschen trauen sich langsam endlich wieder vor die Tür, jetzt wo die Sonne sich regelmäßiger zu zeigen beginnt und der Frühling sich meldet. Glückliche Eltern spazieren mit ihren Kleinkindern, Mütter schieben ihre Neugeborenen in Kinderwägen vor sich her. Lachen dringt in meine Ohren, zaubert selbst mir ein Lächeln auf die Lippen. Mittlerweile kann ich sogar ohne Jacke aus dem Haus gehen, die Sonne wärmt meine nackten Arme. Mit meinem Laptop auf dem Schoß sitze ich in diesem Park nicht weit von meiner Uni und versuche, mich auf die…

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    Schattenmädchen (Kap. 16)

    Nach Finns Drohung ließ ich mein abweisendes Verhalten ihm gegenüber sein und tat stattdessen so, als würde ich bei ihm sein wollen und ihn über alles lieben und schätzen. Sein Verhalten veränderte sich dadurch schlagartig, er schenkte mir wieder Blumen und kleine Geschenke und ich bekam an manchen Tagen den Finn zu Gesicht, in den ich mich verliebt hatte. Der Schulball, der in der letzten Schulwoche vor den Winterferien stattfand, ein Jahr, nach Beginn unserer Beziehung, veränderte jedoch alles. Finn fragte mich mit allem Drum und dran, er kaufte mir Blumen, schrieb mir sogar ein Liebesgedicht und bat darum, mit…

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    Schattenmädchen (Kap. 15)

    Nach dem Vorfall bei Finn zu Hause, vermied ich es noch mehr, ihn zu sehen und mich mit ihm zu treffen. Ihm gefiel das ganze natürlich eher weniger, weshalb er es sich zur Gewohnheit machte, jeden Abend bei mir anzurufen und jeden zweiten Abend auch bei mir vorbeizufahren. Dabei kümmerte ihn nicht, dass ich in Arbeit versank und meine Laune mehr sank als stieg, wenn er mal wieder „spontan“ vorbeischaute. Finn hatte sich nicht entschuldigt bei mir, weder dafür uns beim Sex gefilmt zu haben, noch dafür mich geschlagen zu haben. Ich war mir sicher, dass das Video nach wie…

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    Schattenmädchen (Kap. 14)

    Finn gewann in den nächsten Wochen immer mehr die Oberhand. Jedes Treffen führte dazu, dass er mit mir schlafen wollte. Manchmal fragte er gar nicht, ob ich es überhaupt wollte. Ich hielt meinen Mund, wenn er es tat, fühlte mich wie eine Maschine, die nach seinen Anweisungen handelte. Ich versuchte, mich von ihm zu distanzieren, täuschte vor, eine wichtige Familienfeier oder eine bevorstehende Klausur anstehen zu haben. Er war dann enttäuscht von mir und meiner abwesenden Haltung ihm gegenüber, aber das war immer noch besser, als wenn er wütend wurde und mich an schrie. Ich konnte ihm aber nicht zu…

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    Schattenmädchen (Kap. 13)

    Jetzt, wenn ich an Finn und mich zurückdenke, verstehe ich nicht, wie niemand in meinem Umfeld zu bemerken schien, wie unglücklich mich die Beziehung nach einer Zeit werden ließ. Meine Mutter verehrte ihn und das Bild im Kopf, das sie sich von ihm gebildet hatte. Mein Vater hatte sich von der Situation nach und nach distanziert und tat jeden meiner Versuche, ihm von Finns Umgang mit mir zu erzählen, mit einem enttäuschten Kopfschütteln ab. „Du musst einfach mehr an dir arbeiten, Elise. Dann wird er auch nichts an dir auszusetzen haben.“ Damals zeigte ich ihm nicht, wie sehr seine Worte…