Fortlaufende Geschichten

Neben dir sein (Kap. 26)4 Minuten Lesezeit

Nervös tigere ich in dem kleinen Raum mit den schrecklich steril wirkenden weißen Wänden auf und ab und verfluche mein wenige Wochen jüngeres Ich, bei dieser Hypnose Sitzung zugestimmt zu haben. Meine Mutter wartet, vermutlich um einiges nervöser als ich es bin, im Nebenzimmer auf mich, während Marcus bereits auf dem Stuhl Platz genommen hat, der der Liege, auf der ich in den hypnoseartigen Schlaf gleiten werde, gegenüber steht. „Elise, ich möchte hiermit noch einmal ausdrücklich betonen, dass diese Sitzung freiwillig geschieht und du jetzt sofort sagen kannst, dass du dies nicht möchtest.“ Marcus versucht schon seit einiger Zeit, mich zu beschwichtigen oder mich davon zu überzeugen, diese Idee mit der Hypnose einfach sein zu lassen. Dabei war er doch derjenige, der es mir vorgeschlagen hat. „Nein, ich bin bereit“, stelle ich fest und bin selbst darüber verwundert, wie wahr diese Aussage tatsächlich ist. Ich fühle mich wirklich bereit. Ich möchte endlich Gewissheit haben darüber, warum Nick sein Leben lassen musste, während die Menschen, die ihn umgebracht haben, damit davongekommen sind. Und ich möchte endlich erfahren, warum mein Vater mich in den letzten Monaten wie eine Aussätzige behandelt hat. Ich lasse das Herumtigern sein und wende mich der Liege zu, auf der Marcus mit sichtlich guten Absichten gemütlich ausschauende Kissen und eine flauschige Decke drapiert hat. Ich streife meine Stiefel von den Füßen, lege mich hin und schaue dann zu meinem Therapeuten. „Brauchst du die Decke gar nicht?“, erkundigt er sich und deutet mit dem Kinn noch einmal auf besagten Gegenstand. Ich verneine seine Frage und mache es mir auf dem Kissenhaufen gemütlich. „Gut, dann fangen wir jetzt an.“ Marcus steht auf, um die Tür zu schließen und mich so von jeglichen Außengeräuschen abzuschirmen. Hypnose erfordert Stille, Marcus´weise Worte. Aus der Tasche seines Hemdes zieht er eine Art Kette hervor, an der ein Anhänger mit blauen und grünen Spiralen hängt. „Konzentriere dich bitte auf diesen Anhänger. Folge ihm mit deinen Augen. Verstanden?“ Marcus schaut mich mit ernstem Blick an, die Brille ist ein wenig von seiner Nase gerutscht. Ich nicke, um mein Verständnis zu symbolisieren. Daraufhin fängt er an, die Pendel vor meinen Augen von links nach rechts zu bewegen und ich merke, wie meine Lider immer schwerer werden und irgendwann bin ich in diesen dicken Wolken versunken, die einen umschließen und auffangen, wenn man einschläft.

„Elise, hörst du mich?“ Marcus´Stimme hört sich gedämpft an, als würde er auch von Watte umgeben sein. Ich weiß nicht, ob ich ihm antworte oder nicht, aber er fährt bereits fort mit seinen Fragen. „Kannst du mir sagen, was am Dienstag, den 15. Mai 2018 passiert ist?“ Wie als würde dieses Datum eine Art Knopf sein, beginnen die Gedanken und Erinnerungen auf mich einzuhämmern.

Ich stehe neben einem schwarzen Mini, es ist Nicks Auto. Mehrmals kontrolliere ich mein Outfit, indem ich an mir hoch und runter schaue. Es weicht stark von unserem üblichen Date-Night Dresscode ab, aber ich habe mir Mühe gegeben, mich für diese geheimnisvolle Party, zu der Nick mir nichts Weiteres sagen wollte, zurecht zu machen. Meine Füße stecken in schwarzen Highheels, mit einem mehr als schwindelerregenden Absatz, ich trage eine hautenge schwarze Jeans und ein pinkes, bauchfreies Top. Da Nick und ich nicht häufige Partygänger sind, weiß ich nicht unbedingt, wie die Mädchen meines Alters sich für solche Veranstaltungen herrichten. Mit dem Makeup habe ich es nicht ganz so übertrieben, nur das Nötigste, und meine Haare habe ich geglättet. Nick hat kaum auf meinen Look reagiert, immer wieder hat er während der Fahrt auf sein Handy gestarrt. Er sah auch nicht wirklich gesund aus, seine Stirn war schwitzig und er ziemlich blass. Auf meine Frage, was denn mit ihm los sei, hat er nur geantwortet, dass es ihm gut ginge, ich würde bloß überdramatisieren. Als wir dann vor dem Haus des Gastgebers angekommen sind, meinte er, ich müsse kurz im Auto auf ihn warten, dann ist er verschwunden. Diese ganze Heimlichtuerei ist mir ziemlich auf den Keks gegangen, also habe ich abgewartet, bis Nick außer Sichtweite war und bin aus dem Auto gestiegen.

Der Nebel beginnt, sich zu lichten und ich vernehme Marcus´Stimme, sie klingt besorgt. „Elise, ist alles in Ordnung?“ Ich merke, dass der Trancezustand vorüber ist und reibe mir die Augen. Ich habe nichts Neues aus dieser Session ziehen können. „Aber jetzt wissen wir, dass die Hypnose bei dir funktioniert“, sagt Marcus und sieht sichtlich stolz aus. „Wollen wir eine weitere Sitzung vereinbaren?“

Willkommen auf meinem Blog. Ich heiße Anastasia, bin 22 Jahre alt und lebe in Krefeld. Ich schreibe seit ungefähr elf Jahren und es ist zu einem Zufluchtsort geworden, neue Charaktere zu erschaffen und mir neue Welten auszudenken. Ich liebe es zu lesen und möchte meine Liebe zu Büchern mit anderen teilen!

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