Geschichten,  Kurzgeschichten

Blumenwiese by littldragoon4 Minuten Lesezeit

Ich war schon lange nicht mehr hier. Es ist kälter als sonst. Liegt es daran, dass du nicht mehr bei mir bist? Dass wir beide immer hier waren und ich die Sonnenstrahlen fühlen konnte? Oder kam diese Wärme von dir?
Ich weiß es nicht mehr. Es ist lange her.
Es ist als wäre es trüber als früher. Die Farben stechen nicht mehr so raus. Die Brise, die sonst immer hier wehte und den Geruch der ganzen Blumen mit sich trug, ist jetzt ein Wind, der an meinem Kleid zerrt. Es ist das Kleid, das du so geliebt hast. Du hast immer gesagt ich könnte mich in die Wiese legen und man würde nur noch das von mir ausmachen, was nicht vom Kleid bedeckt sei. Ich habe immer über diese Vorstellung gelacht.
Jetzt und heute treibt es mir die Tränen in die Augen, aber ich werde nicht weinen. Du hast immer gesagt ich soll doch nicht weinen, es sei alles gut, es sei nichts passiert und schon waren wieder alle meine Tränen weg. Aber jetzt bist du nicht da. Du sagst nicht die Worte, die ich mir so sehnlichst wünsche. Ich schließe die Augen. Nein, ich verschließe sie vor dem was ich immer noch nicht akzeptieren kann, was mein Verstand immer noch nicht verarbeiten kann.
Ich stelle mir vor, wie du hinter mich trittst. Ich bilde mir ein deine Wärme zu spüren, deine starken und kräftigen Arme, wie sie sich um mich legen. Ich rieche dein After Shave. Es riecht immer noch so würzig. Ich will lächeln. Doch ich schluchze nur auf. Ich verdecke meinen Mund mit meiner Hand und versuche mich selber zu halten. Ich möchte nicht weinen. Ich wiederhole all deine Worte in meinem Kopf. Ich brauche doch nicht zu weinen, es ist doch alles gut. Es ist nichts passiert.
Plötzlich ist es so heiß an meinem Gesicht. Es verbrennt mir schon fast die Haut. Nein, nein, bitte nicht.
Doch dann zwingt mich diese Leere in die Knie. Ich falle. Ich falle schon so lange. Warum bist du nicht da? Warum fängst du mich nicht auf? Verdammt! Warum hast du mich alleine gelassen? Ich hasse dich so sehr dafür, dass du mich alleine gelassen hast! Ich möchte schreien, aber es kommt nichts raus außer einem Wimmern.
Nichts verdammt nochmal ist gut. Es ist so viel passiert! Ich werde weinen. Ich werde so viel weinen, wie ich noch nie geweint habe. Du hattest nie das Recht mir das wegzunehmen. Wie konntest du nur?
Mittlerweile liege ich auf dem Boden. Die vielen Blumen unter mir zerdrückt. Ich war einst mal so eine Blume. Ich war wunderschön, weich, etwas zerbrechlich, aber heil. Doch dann kam der Schmerz, der so leer, aber so unfassbar schwer ist. Ich bin genauso kaputt gegangen, wie die Blumen unter mir. Zerdrückt von der Schwere meines Schmerzes.
Ich muss ziemlich lange auf dem Boden gelegen haben. Der Sonnenuntergang taucht die ganze Landschaft in ein goldenes Licht. Meine Tränen, die mir vorher noch die Haut verbrannt haben, sind trocken. Ich setze mich auf und blicke um mich. In dem Moment trifft mich ein Sonnenstrahl mitten ins Gesicht. Ich verziehe das Gesicht und halte mir eine Hand davor, damit es mich nicht blendet. Aber ich nehme sie wieder runter als ich die Wärme der Sonnenstrahlen wieder spüre. Verwirrt schaue ich auf meine Hände, dann an mir herab. Mir fallen dabei ein paar meiner Haarsträhnen ins Gesicht. Eine leichte Brise weht herbei und bläst sie mir wieder aus dem Gesicht. Er… >> Ich mag es nicht, wenn deine Haare dein Gesicht verdecken. Dein Gesicht ist dafür zu schön. <<, hat er immer gesagt und mir dabei die Haarsträhnen, die ihn störten aus meinem Gesicht gestrichen und hinter meinem Ohr fixiert. Dann nahm er immer mein Gesicht in seine warmen Hände und küsste mich ganz sanft. Diese Geste hat mich immer so verdammt glücklich gemacht. Ich war so wertvoll für ihn. Ich habe mich so unfassbar schön, geborgen und vor allem geliebt gefühlt. Der Schmerz meldet sich wieder, aber ich werde nicht weinen. Nicht noch einmal. Er war es, der die Wiese in diese wunderschönen Farben tunkte. Er war es, der mich durch die Sonnenstrahlen wärmte. Er war es, der mich immer noch mit dem Wind daran erinnerte, dass ich wunderschön bin und von ihm auch aus dieser Ferne geliebt werde. Er ist immer noch hier. Er ist immer noch bei mir. Er hat meine Tränen getrocknet und gesagt, es ist doch alles gut. Es ist doch nichts passiert. Er hat mich nicht verlassen. Er hat mich nie alleine gelassen. Niemals würde er zulassen, dass ich falle. Er hält mich fest und gibt mir endlich den Halt, den ich seit Monaten nicht gefunden habe. Ich hätte doch nur einmal meine Augen öffnen müssen. Er war nie weg. Er wird immer bei mir sein.

Diese Kurzgeschichte wurde verfasst von der lieben @littldragoon (Instagram) im Zuge meines Schreibwettbewerbs.

Willkommen auf meinem Blog. Ich heiße Anastasia, bin 22 Jahre alt und lebe in Krefeld. Ich schreibe seit ungefähr elf Jahren und es ist zu einem Zufluchtsort geworden, neue Charaktere zu erschaffen und mir neue Welten auszudenken. Ich liebe es zu lesen und möchte meine Liebe zu Büchern mit anderen teilen!

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