#twofaced (Kap. 12)2 Minuten Lesezeit
Milena reibt sich verschlafen die vom Schlaf ganz verklebten Augen. Sie ist davon aufgewacht, dass die zarten Sonnenstrahlen sich durch die zugezogenen Vorhänge hindurchgedrängt und ihr Gesicht gewärmt hatten. Mit einem Lächeln auf den Lippen schaut sie sich nun in Leos Zimmer um. Ihre gestrigen Klamotten liegen fein säuberliche gestapelt auf seinem Schreibtischstuhl, darunter hat er ihre Doc Martens platziert. Von Leo selbst ist jedoch nichts zu sehen, es ist aber offensichtlich, dass er nicht hier in diesem Zimmer geschlafen hat. Obwohl Milena und Leo sich schon so lange kennen, würden die beiden niemals in ein und demselben Bett einschlafen. Er verfolgt dabei eine Art Ehrenkodex, den er vor Jahren mit ihrem großen Bruder abgemacht hat. Finger weg von meiner Schwester! Milena räkelt sich noch ein letztes Mal, bevor sie ihre schlanken Beine über die Bettkante schwingt und die Zehen in dem beigen, ultraweichen Läufer vergräbt. Nach kurzer Zeit erhebt das Mädchen sich von dem Bett und tapst ins angrenzende Badezimmer, welches ganz allein Leo gehört. Ein wenig beneidet sie ihn für den Luxus, indem er lebt. Sie denkt an ihre eigene winzige Wohnung, wo sie mit ihrem Bruder leben muss und an Privatsphäre kaum zu denken ist. Nach einer schnellen, kalten Dusche, wobei Milena sich die Zähne putzt mit einer Zahnbürste, die Leo immer für sie parat hat, trocknet sie sich ab und schlüpft dann in ihre Klamotten. Mit den Stiefeln in der rechten Hand, schlurft sich nach unten in die Küche, wo es angenehm nach Kaffee und frisch gebratenen Eiern duftet. „Guten Morgen“, sagt sie und ihre Augen weiten sich überrascht, als sie Blondie am Küchentisch sitzen sieht. Lächelnd dreht sich diese zu Milena um. „Guten Morgen.“ Ihr langes blondes Haar fällt ihr in sanften Wellen über die Schultern, ihr Gesicht glänzt und ihre Augen strahlen das Mädchen ihr gegenüber an. Doch das ist nicht das, was Milena am meisten überrascht. Nein, es ist das große, dunkelgraue Shirt, in welches die Blondine gekleidet ist. Es ist das Shirt von Leo. Der genau in dem Moment die Küche betritt.
