#twofaced (Kap. 17)
Seit der unfassbar peinlichen Szene, die Jonas in der Schulcafeteria veranstaltet hat, sind zwei Wochen vergangen. In diesen zwei Wochen, hat er jede Gelegenheit genutzt, um vor allen Augen zu demonstrieren, dass er mich bereits abgeschrieben und sich sogar schon die nächste Willige gekrallt hat. Sein neuestes Opfer ist Charlene Bomber, eine dünne Brünette, über die er, als er noch mit mir zusammen gewesen ist, ständig gelästert und sich über sie lustig gemacht hat. Mich hat das Ganze eher kalt gelassen, aber jetzt denkt er sich anscheinend, ich würde dadurch eifersüchtig werden und mich sofort in seine Arme schmeißen. Haha, da irrt er sich wirklich gewaltig, denn in den letzten zwei Wochen habe ich auch viel Zeit mit Leo verbracht und dabei gemerkt, wie oberflächlich meine Beziehung mit Jonas eigentlich immer gewesen ist. Wir haben uns nie wirklich unterhalten, hatten nie über ernste Themen gesprochen. Wir haben nach dem strikten Zeitplan unserer Eltern handeln und leben müssen, die große Frage der Zukunft wie eine Wolke über uns. Mich wundert es bloß, dass Jonas aus seiner inbrünstigen Wut heraus noch nicht bei unseren Eltern herausposaunt hat, dass wir nun kein Paar mehr sind und nicht vorhaben, dem Business der Erwachsenen zu Liebe unsere Gefühle vorzugaukeln.
„Du wirkst so abwesend, ist alles in Ordnung?“, fragt Leo und legt dabei sanft seine Hand auf meine. Wir sitzen in einem Café bei ihm in der Nähe, vor uns zwei dampfende Tassen mit heißer Schokolade. Die Getränke wurden liebevoll dekoriert, mit kleinen Marshmallows, bunten Zuckerstreuseln und einer großen Sahnehaube. Ich schaue ihm lächelnd in die Augen und drücke dankbar seine Hand. Seine Finger fühlen sich gleichzeitig weich und rau an, ein angenehmes Gefühl entwickelt sich in meiner Brust. „Ja, ich habe nur gerade an meine Eltern gedacht und ihre Enttäuschung, wenn sie erfahren, dass ich mich von Jonas getrennt habe.“ Leo ist eingeweiht in unser Familien-Drama und steht mir jedes Mal bei, wenn meine Mutter mich mal wieder mit ihrer Art in den Wahnsinn treibt. Leo nippt an seinem Getränk, seine Hand befindet sich aber immer noch auf meiner. Ich schenke ihm ein Lächeln und verliebe mich noch ein bisschen mehr in ihn, weil er einfach da ist und mir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelt.
