#twofaced (Kap. 11)
In der Gesellschaft von Milena und ihrem besten Freund Leo fühle ich mich überraschenderweise recht wohl. Die beiden benehmen sich aber auch nicht so, als wäre ich eine Außenseiterin oder ein Eindringling, der sich in ihrem vertrauten Kreis, bestehend aus zwei Leuten, breitmacht. „Möchtest du noch etwas trinken?“, erkundigt sich Leo, als er sich von der Couch erhebt, auf der wir bis jetzt zu dritt gesessen haben. Milena räkelt sich träge, ihre Augen fallen bereits beinahe zu. „Ist alles in Ordnung?“, möchte ich wissen, lege meine Hand behutsam auf ihre schmale Schulter. Milena nickt, aber diese Geste wird durch ein herzhaftes Gähnen ihrerseits nichtig gemacht. Sie sieht unfassbar müde aus, was auch Leo zu bemerken scheint, denn er setzt sich erneut neben sie und legt seinen Arm um ihre Schulter. Er flüstert ihr einige Worte ins Ohr, woraufhin sie nickt. Leo wirft mir ein entschuldigendes Lächeln zu, dann greift er Milena unter den Arm und hilft ihr, aufzustehen. Ich bleibe alleine zurück, mein Kopf voller Fragen. Die beiden verlassen das Wohnzimmer, verschwinden irgendwohin, ohne mir auch nur ansatzweise eine Erklärung geliefert zu haben. Auch meinen versprochenen Drink hat Leo offensichtlich aus dem Kopf verbannt, denn er ist jetzt nicht in der Küche am Mixen von Getränken sondern bei Milena, um ihr zu helfen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Sitzplatz zu verlassen und mich in die Küche zu begeben, um mir selbst etwas trinken zuzubereiten zu können. Die Küche ist im Vergleich zum Wohnbereich recht leer, außer mir befindet sich nur ein Junge dort, der vor dem offenen Fenster eine Zigarette raucht. Ich grüße ihn aus reiner Höflichkeit mit einem freundlichen „Hey“, woraufhin er mich träge angrinst und mir keck zuzwinkert. Ich senke meinen Blick und richte meine Aufmerksamkeit stattdessen der Getränkeauswahl vor mir. Daraufhin schnappe ich mir einen der roten Plastikbecher und die Flasche mit dem Whiskey. Mir steht gerade nach einem ordentlichen Becher Whiskey-Cola, weshalb ich mir den Drink zusammen mixe und dann die Küche verlasse. Beinahe hätte ich mein Getränk verschüttet, denn genau in dem Moment, als ich über die Schwelle trete, pralle ich mit Leo zusammen. Sein Augen werden ganz groß und ich stammele: „Oh Gott, es tut mir leid.“ Er grinst mich augenblicklich an, seine weißen Zähne strahlen mich an. „Mir tut es leid für mein plötzliches Verschwinden.“ Bei seinen Worten wird mir ganz warm ums Herz und ich folge ihm nach draußen, als er vorschlägt, die Sterne zu beobachten.