Wenn Schmerz eine Farbe hätte, dann wäre es…
unbezahlte Werbung
„Die Farbe von Schmerz“ von A. L. Kahnau
„Wenn mein Schmerz eine Farbe hätte, dann wäre er lila.“ Dies ist eines meiner liebsten Zitate aus dem überaus emotionalen Roman von A.L. Kahnau, ein Rezensionsexemplar, welches mir dankenswerter Weise vom BoD (Books on Demand) zugeschickt worden ist.
Die 17-Jährige Romy verfolgt ein großes Ziel: Sie ist auf Jobsuche, um endlich ihrem größten Albtraum entfliehen zu können, welcher sie jeden Tag aufs neue plagt. In ihrem eigenen Zuhause ist sie nicht mehr sicher, denn ihr Stiefvater misshandelt sie – ihre Mutter scheint davon nichts zu wissen. Sie lebt in der Hölle und ihr einziger Ausweg ist es, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Bis sie es eines Abends nicht mehr aushält und verschwindet. Ab da beginnt ein Wettlauf mit der Zeit…
Dieses Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen, weil es einfach eine realistisch angelegte Geschichte ist mit wirklich bodenständigen Charakteren, die dem Leser nahestehen und das Ganze somit auch für das echte Leben möglich machen. Gut gefallen hat mir hierbei auch vor allem die Liebesgeschichte zwischen Romy und Simeon, bei dem sie Zuflucht findet, nachdem sie von zuhause wegläuft. Die beiden verlieben sich nicht sofort ineinander, sondern sind anfangs nicht gut aufeinander zu sprechen, was dem ganzen ebenfalls einen realistischen Touch verleiht. Ihre Beziehung entwickelt sich langsam und auch ohne sich viel an Klischees zu bedienen. Es ist eine wirklich süße und unkomplizierte Liebe zwischen den beiden, die den Lesefluss nicht unnötig verkompliziert und damit auch nicht unbedingt im thematisches Fokus steht.
Die eigentlichen Themen, die in diesem Roman zentral sind, sind nämlich die körperliche Misshandlung und die Prostitution von jungen Frauen – beides wirklich sehr wichtige Themen, die mehr in der Literatur behandelt werden sollten. Dabei wird die körperliche Misshandlung viel intensiver thematisiert, weil es wirklich das ist, was Romys Leben in großen Maßen bestimmt, aber ich finde, man hätte da auch mehr auf das zweite Thema eingehen können. Leider wird es trotz der Wichtigkeit nur oberflächlich angerissen und nicht wirklich vertieft. Dennoch finde ich es sehr lobenswert, dass solche Themen in einem Jugendroman aufgegriffen werden und habe während des Lesens auch durchgehend mit Romy mitgefühlt.
Der Schreibstil ist ebenfalls sehr angenehm, was den Lesefluss erleichtert und dafür sorgt, dass man das Buch kaum weglegen möchte. Trotz der Ernsthaftigkeit, die das Buch ausstrahlt, vor allem wegen der Themenwahl, ist das Buch sehr leicht zu lesen, weshalb man beim Lesen kaum auf die Seitenzahlen achtet.
Das Buch ist wirklich emotional, aber ohne dabei übertrieben oder aufgesetzt zu wirken. Während sich die Geschichte entwickelt, habe ich durchgehend mit Romy mitgefühlt, insbesondere, wenn sie sich gerade im Kreis ihrer Stieffamilie befindet, welche Romy nicht ausstehen kann und dies auch jedes Mal an ihr auslässt. Ihr Stiefvater demütigt sie nicht nur mit seinen Fäusten, sondern hinterlässt auch mit seinen ständigen Sticheleien und Beleidigungen Narben auf ihrer Seele.
Leider muss ich bemängeln, dass die meisten Charaktere, abgesehen von Romy, kaum Tiefe zeigen und leider nur sehr einseitig dargestellt werden. Ich hätte mir wirklich gewünscht, mehr über Simeon zu erfahren oder auch die Beweggründe für Richards Verhalten (Romys Stiefvater) kennenzulernen.
Das ist aber mit der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe, weshalb das Buch 4,5 von 5 Sternen von mir bekommt und eine wirkliche Empfehlung von mir.
Vielen Dank für dieses tolle Rezensionsexemplar. Dies ist keine Werbung und zu 100 Prozent meine eigene Meinung:)