#twofaced (Kap. 19)
Ein seliges Lächeln bedeckt meine Lippen, während ich in Leos Armen liege und kleine Kreise auf seine gebräunten und recht muskulösen Arme zeichne. Wir gucken Netflix zusammen, eine neue Serie, die irgendeinen übernatürlichen Quatsch thematisiert, wovon ich ehrlich gesagt null verstehe. Aber Leo hat sich schon die ganze letzte Woche darauf gefreut, sie mit mir gemeinsam zu gucken, weshalb ich nun hier liege und so tue, als würde mich der Inhalt wahnsinnig begeistern. Meine Gedanken schweifen jedoch immer wieder ab, denn am morgigen Tag steht das gefürchtete Kennenlernen von Leo und meinen Eltern statt, nachdem ich mich endlich zusammengerissen habe und ihnen gebeichtet habe, wie meine Beziehung mit Jonas verlaufen ist. Leo weiß bereits die wichtigsten Details bezüglich dem Umgang bei uns zuhause, er ist auch im Bilde darüber, dass ich es meiner Mutter nie recht machen kann und sie immer einen Punkt findet, den sie an mir kritisieren kann. Ich drehe mich in Leos Armen zu ihm um und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich glücklich schätze, ihn getroffen zu haben. Auch meine neu entwickelte Freundschaft mit Milena bringt Licht ins Dunkel der immer wiederkehrenden Kritikwelle meiner Mutter und ich bin wirklich dankbar, die beiden nun in meinem Leben zu haben.
Ich starre in den Spiegel und versuche, meine Atmung zu beruhigen. Meine Wangen sind gerötet und in meinen Augen glänzen Tränen- zwei Anzeichen dafür, dass meine Mutter und ich uns mal wieder in die Haare gekriegt haben. Diesmal hat ihr nicht gepasst, dass ich mich überhaupt von so einer tollen Partie wie Jonas getrennt habe und ihr jetzt solchen Stress bereite mit meinem neuen Freund für „5 Sekunden“. Genauso hat sie es ausgedrückt und ich hab beinahe Schnappatmung gekriegt, so wütend macht mich diese Frau. Sie sollte mich doch eigentlich unterstützen und mir zur Seite stehen, stattdessen terrorisiert sie mich mit ihren komischen Vorstellungen vom guten Leben. Ich atme erneut tief durch und streiche das knielange Kleid glatt, welches ich ihr zuliebe angezogen habe. „Es ist adrett“, hat sie nur gemeint, als ich es kritisch beäugt habe. Das Kleid ist beige und sie einfach nur langweilig aus, aber ich wollte nicht noch weiter streiten, weshalb ich schließlich eingewilligt habe. Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass das Treffen kein völliges Desaster werden wird…