#twofaced (Kap. 14)
Milena knetet nervös ihre Hände, während sie aus dem Fenster des kleinen Cafés im Stadtzentrum sitzt. Vor ihr steht ein dampfender Cappucino, daneben liegt auf einem blauen Keramikteller ein großes Stück Schokobrownie. Vor ihr sitzt Marcel, der junge Mann, den sie vor gut zwei Wochen angerufen hat auf die Empfehlung von Stella. Seitdem haben sie täglich miteinander kommuniziert, sei es über Textnachrichten oder auch nächtliche Telefonate am Wochenende. Doch erst jetzt haben sie sich persönlich getroffen, mal von dem Inzident in der Bar abgesehen, wo er ihr überhaupt seine Handynummer in die Hand gedrückt hat. „Erzähl mir von deinem Schultag“, bitte der junge Mann, während er einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee nimmt. Es ist ein Donnerstag, der einzige Tag unter der Woche, an dem Milena weder Hausaufgaben machen, noch arbeiten muss. Neben dem Job in der Bar, wo sie überwiegend an den Wochenenden arbeitet, beschäftigt sich Milena auch als Babysitterin der kleinen Nachbarstochter, ein äußerst putziges Mädchen. „Ach, er war nicht wirklich besonders. Es ist echt nichts Spannendes passiert, nur der ganz normale Unterricht. Zwei Stunden Mathe, zwei Stunden Geographie und zwei weitere Stunden Deutsch“, erzählt das junge Mädchen, während sie sich ein Stück von dem Brownie in den Mund schiebt. Eine Bombe aus Schokolade explodiert in ihrem Mund, die Köstlichkeit zergeht richtig in ihrem Mund und sie stöhnt leise auf, so lecker schmeckt es. Marcel lacht über ihre Begeisterung und beginnt dann, über seinen Tag an der Uni zu erzählen. Marcel Wegener studiert im 1. Semester Informatik und Physik auf Lehramt, er hat schon immer davon geträumt Jugendliche zu unterrichten. Milena beschleicht ein mulmiges Gefühl, als sie ihm dabei zuhört, wie er glücklich über seinen Tag berichtet. Denn sie hat Marcel nicht die ganze Wahrheit erzählt, der Tag war nicht ganz so ereignislos. Es ist nämlich ein weiterer Tag in den letzten zwei Wochen vergangen, wo ihr bester Freund sie ignoriert und nicht mit ihr gesprochen hat. Doch sie ist nicht mehr die einzige, die das total mitnimmt. Jetzt ist auch die hübsche Stella davon betroffen, die ihre Pause mit Milena verbracht hat, statt sich wie üblich zu ihren zickigen Tussi-Freundinnen zu gesellen.