Mal nachgefragt – Interviews mit Autorinnen und Autoren
Ein Interview mit Nina Miller
In einer kleinen Reihe setze ich mich mit verschiedenen Autorinnen und Autoren zusammen und quatsche mit ihnen über ihre Leidenschaft zum Schreiben, ihren Werdegang und ihren sonstigen Alltag.
Während meiner Anfangszeit auf Bookstagram habe ich relativ schnell die Jungautorin Nina Miller entdeckt. Ihre Seite wurde mir empfohlen und ich konnte mich direkt mit ihrer sympathischen Art anfreunden. In den letzten zwei Jahren habe ich drei Bücher dieser Autorin gelesen, wovon ihr Debütroman „Bereit zu fliegen“ mich besonders berührt hat. Ich habe mich mit Nina zusammengesetzt und ein wenig über ihren Werdegang als Autorin, ihren Alltag und ihr Schreiben gequatscht.
worteundgedanken: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Nina Miller: Ich hatte ehrlich gesagt nie den Wunsch oder Traum, Autorin zu werden. Das war ganz weit weg, weil ich zuvor nie Berührungspunkte mit eigenen Geschichten hatte. Mit dem Schreiben habe ich erst relativ spät angefangen – da war ich schon Mitte 20 und gerade dabei, meine Masterarbeit zu schreiben. Und da war es wirklich so, dass ich auf einmal eine Idee für eine Geschichte im Kopf hatte, die plötzlich da war und ich habe angefangen, sie aufzuschreiben. Damals wusste ich noch gar nicht, wohin die Reise geht oder dass ich die Geschichte veröffentlichen werde. Aber ich habe angefangen, die Geschichte zu tippen und seitdem schreibe ich Geschichten und habe damit nicht mehr aufgehört – obwohl ich zuvor kein einziges Wort geschrieben hatte. Ein bisschen seltsam ist das durchaus.
worteundgedanken: Das ist doch auch wirklich schön – dass es einfach so über dich gekommen ist und dich nicht zwingen musstest, deinen Traum zu erfüllen oder unbedingt schreiben zu müssen.
worteundgedanken: Ist das Schreiben von Büchern dein Hauptberuf?
Nina Miller: Nein, das mache ich tatsächlich nur nebenbei. Mein Hauptjob hat auch nicht viel mit Schreiben zu tun – der ist eher laut und hektisch. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das Schreiben als Hauptberuf haben wollen würde. Nicht falsch verstehen, ich liebe das Schreiben und es wäre großartig, das den ganzen Tag zu machen und mich ganz meinen Büchern zu widmen, allerdings würde dadurch vielleicht ein gewisser Druck entstehen, in einem bestimmten Zeitraum neuen Geschichten zu entwickeln und erschaffen. Ich weiß nicht, ob ich das für mich so gut fände, weil das bei mir wahrscheinlich den kreativen Prozess bremsen würde. Es entsteht dann ein gewisser Zeitdruck, weil man Abgaben und Fristen einhalten muss. Andere können damit vielleicht super arbeiten, für mich funktioniert das nicht so gut bei kreativen Prozessen. Das hemmt meine Kreativität eher. Als Self-Publisher habe ich zwar auch Fristen, weil ich manche Vorgänge ja auch koordiniere und abspreche (Lektorat, Cover, Werbung, etc.) aber da setze ich mir meine eigenen Fristen und kann meine eigenen Zeitabläufe gut einschätzen.
worteundgedanken: Ich muss sagen, dass ich das vollkommen nachvollziehen kann. Ich finde es schade, sich bei kreativen Angelegenheiten unter Druck setzen zu lassen, weshalb ich auch nicht als vollzeitige Autorin arbeiten wollen würde, obwohl ich das Schreiben absolut liebe.
worteundgedanken: Was bedeutet das Schreiben für dich im Alltag?
Nina Miller: Schreiben bedeutet für mich das Tor in eine andere Welt, eigene Geschichten zu erschaffen und in die Welt der Charaktere einzutauchen. Schreiben bedeutet für mich aber auch Ausgleich. Mein Hauptjob ist recht laut und stressig. Das Schreiben ist eher leise, abgesehen von der Musik, die ich immer laut über Kopfhörer höre. So leise ist Schreiben dann wohl doch nicht, aber eher anders laut… Ich bin niemand, der im Café schreiben kann, wie man es aus unzähligen Filmen und Serien kennt. Fürs Schreiben habe ich einen festen Platz – bei mir zuhause am Schreibtisch in einer gemütlichen Atmosphäre. Eher langweilig. Im Winter gerne mit Wärmedecke, warmem Getränk und Kerze, im Sommer mit eiskalter Pepsi. Immer begleitet von Musik. Meistens schreibe ich, wenn es draußen dunkel ist. Im Sommer also meistens nachts, im Winter kann sich das auch in die frühen Abendstunden verschieben.
worteundgedanken: Das klingt wirklich gemütlich und ich schaffe mir eine ähnliche gemütliche Atmosphäre, wenn ich mich abends zum Lesen einkuschele.
worteundgedanken: Bist du selbst begeisterte Leserin?
Nina Miller: Ich habe immer schon gerne gelesen, wobei ich auch nie übermäßig viele Bücher gelesen habe. Das war kein Vergleich zu der Anzahl, die Buchblogger*innen lesen, wie ich mittlerweile festgestellt habe. Ich war eher im Mittelfeld unterwegs. Ich lese immer noch gerne, aber nicht mehr viel. Dafür fehlt mir tatsächlich die Zeit, weil Schreiben doch ein sehr zeitintensives Hobby ist. Ich nehme mir immer mal wieder vor, mehr Bücher zu lesen, aber schaffe es im Alltag nicht mehr. An manchen Tagen bin ich dann auch oft zu müde, dann lasse ich mir lieber Geschichten in Form von Serien und Filmen erzählen. Ich finde es selbst schade, aber wenn ich zwischen dem Schreiben und Lesen wählen muss, fällt meine Entscheidung aufs Schreiben.
worteundgedanken: Ich zähle auch beides zu meinen Hobbys, aber bei mir wäre das Gegenteil der Fall, wenn ich wählen müsste. Ich liebe das Lesen zu sehr, um es gegen das Schreiben einzutauschen.
worteundgedanken: Wie bist du auf das Genre New Adult gekommen?
Nina Miller: Das war gar nicht bewusst ausgewählt. Es war eher so, dass die Geschichte zu mir gekommen ist und ich sie im Kopf hatte. Ich bin nicht wirklich auf ein Genre festgelegt, sondern nehme die Geschichten so an, wie sie zu mir kommen. Meine „Immer“-Trilogie vermischt sogar zwei Genres… wir starten hier im Young Adult und wachsen mit den Charakteren ins New Adult. Ich würde noch nicht mal sagen, dass es ein Liebesroman ist, zumindest nicht im klassischen Sinne – es ist eher ein Coming-of-Age-Roman. Ich erzähle einfach gerne Geschichten – für mich ist es nicht so wichtig, wie alt die Charaktere sind. Wobei die Trilogie, die mit „Immer bei dir“ im Young Adult startet, durchaus eine Herausforderung war, weil die Charaktere einige Jahre jünger zu Beginn sind als die Charaktere, die ich bisher geschrieben habe. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht und an Herausforderungen soll man ja auch bekanntlich wachsen.
worteundgedanken: Ich danke dir herzlich für dieses Interview und wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg beim Schreiben.
Hier geht es zu den restlichen Interviews.