#twofaced (Kap. 2)
Milena steht vor ihrem Spind und sucht hektisch nach ihrem Mathebuch. Ihre Lehrerin hat sie bereits in der letzten Stunde vorgewarnt, dass sie ihr eine Strafarbeit aufbrummen würde, wenn sie in der nächsten Stunde keine Unterlagen vorweisen könnte. Es scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Milena seufzt genervt und gibt dann ihre Suche auf. Lieber eine Strafarbeit, als erneut zu spät zu kommen. Sie fährt sich mit allen zehn Fingern durch die kinnlangen schwarzen Haare und schlägt dann die Spindtür zu. „Hey, Mills!“, hört sie die Stimme ihres besten Freundes, Leo, hinter sich. Er holt im Laufschritt zu Milena auf und legt den Arm um ihre schmalen Schultern. „Hey, Süßer“, gurrt sie spielerisch und wuschelt ihm durch die Haare. Alle in der Schule denken, die beiden seien ein Paar, nur weil sie auf einer Party beim Knutschen fotografiert worden waren. Niemanden interessierte dabei, dass dies nur geschehen war, weil ein überaus seltsamer Typ Milena auf ebendieser Party belästigt hatte und Leo sofort eingesprungen war, um sie vor ihm zu retten. Also erlauben sie sich ab und an den Spaß, miteinander zu turteln und die anderen so auf den Arm zu nehmen. Die Mädchen glühen vor Neid, die Jungs verachten Leo. Die beiden geben aber auch ein ansehnliches Paar ab. Als sie vor Milenas Matheraum ankommen, umarmt Leo sie und wünscht ihr einen schönen Tag. Milena und Leo kennen sich seit Kindertagen, gehen zusammen durch dick und dünn. Er war an ihrer Seite gewesen, als ihr Vater die Familie verlassen hat und die Mutter nach einer Überdosis gestorben war. Er hatte ihr und Ben geholfen, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Er war zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden und sie wusste nicht, was aus ihr und ihrem Bruder geworden wäre, hätten sie nicht die Unterstützung seiner Familie erhalten.