Schattenmädchen (Kap. 2)
Finn begegnete mir immer häufiger während der nächsten Tage, es schien, als wäre er endlich auf mich aufmerksam geworden und würde nun meine Nähe suchen. Jedes Mal, wenn er in meiner Nähe auftauchte, schien mein Körper wie gelähmt, ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen und mein Mund gehorchte mir auch nicht mehr. Ansprechen tat er mich jedoch erst eine Woche nach seinem lockeren „Hey, Lissa“ auf dem Schulflur. Er fing mich erneut bei meinem Spind ab, sein lässiges Grinsen auf den Lippen, die Haare noch feucht von der Dusche. „Hey, Lissa“, sagte er auch dieses Mal, ich brachte wenigstens ein Lächeln zustande. „Heute Abend steigt eine Party bei mir, sturmfrei und so“, er grinste noch breiter und zwinkerte mir auch noch zu. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und nickte, so als würde ich wirklich erwarten, dass er mich jetzt zu sich einlädt. Was ich natürlich nicht erwartete, vermutlich versuchte er einfach, über mich an meine Cousine Maileen, das weibliche Gegenstück zu Finn, ranzukommen. „Ich wollte fragen, ob du Lust hättest, auch zu kommen.“ Ich wartete noch ein wenig, wartete auf die Aufforderung auch Maileen mitzubringen, aber die blieb einfach aus. Er wollte wirklich, dass ich zu seiner Party kam, weil er mich dabeihaben wollte und nicht meine allseits beliebte Cousine. „Also, was sagst du?“ Ich konzentrierte mich auf die Bücher in meinem Schließfach, die sowieso schon perfekt angeordnet waren und murmelte: „Ich komme gerne.“ Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, er lächelte und schlug dann vor, dass es eine gute Idee wäre, unsere Nummern auszutauschen, damit er mir seine Adresse zuschicken konnte. Damals dachte ich auch, es wäre eine gute Idee, im Besitz von Finn Meyers´Nummer zu sein, weil ich dachte, ihm so endlich näher kommen zu können. Erst später fand ich heraus, dass nichts davon eine gute Idee gewesen ist. Nicht das kleinste bisschen.