Neben dir sein (Kap. 29)
Er drückte seine Lippen auf meinen Mund, die Lippen hatte ich fest zusammengepresst, um ihn möglichst wenig zu spüren. Seine Handykamera war auf uns gerichtet und er hatte bereits zahlreiche Aufnahmen gemacht. All diese Aufnahmen hatten ihren Weg zu Nicks Handy gefunden, wie er mir immer wieder versicherte. Seine schwieligen und schwitzenden Hände fuhren über meinen Körper, blieben an meinen Brüsten, grapschten, drückten. Alles tat mir weh, unter der Last seines Körpers, aber ich hielt den Mund und gab keinen einzigen Ton von mir. Er hatte mich mehrmals gewarnt, würde ich schreien, würde er mir wirklich wehtun. Irgendwann knöpfte er meine Hose auf, streifte diese und die Unterhose runter, als würde er das jeden Tag tun, als wäre es etwas Selbstverständliches. Dann begann er, sich selbst auszuziehen, ich drehte den Kopf, um nichts zu sehen. Er zwang mich, zuzugucken, drohte mir erneut mit Schmerzen. Ich hatte solche Angst. Wo blieb Nick? Warum kam er nicht, um mich zu befreien. Er zwang mich, seinen Penis in den Mund zu nehmen und als ich zu würgen begann, schlug er mir mit der flachen Hand ins Gesicht. „Du sollst mir gehorchen“, zischte er. Erneut drückte er seine Lippen gewaltsam auf meine, schob seine glitschige Zunge in meinen Rachen, ein weiterer Würgreiz überkam mich. In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, sie knallte geräuschvoll gegen die Wand. „Du kranker Bastard!“, schrie jemand, ich erkannte Nick. Meinen lieben Nick. Tränen stiegen in meine Augen, er war gekommen, um mich hier rauszuholen. Der Mann stieß ein heiseres Lachen hervor, ließ aber von mir ab und zog sich seine Sachen wieder an. „Der Boss hat dir gesagt, wenn du deinen Job nicht erledigst, gibt es Konsequenzen. Du hast deinen Job nicht erledigt, das hier war die Konsequenz.“ Er zuckte mit den Schultern, als wäre alles in bester Ordnung. Benommen nahm ich meine Jeans und den Slip, streifte beides über und blieb dann auf dem Bett sitzen. Tränen liefen über meine Wangen, aber ich gab keinen einzigen Ton von mir. „Ich habe euch gesagt, dass ich aussteige. Keine weiteren Jobs für mich! Der Boss und Iron haben zugestimmt. Wo liegt das Problem?“ Nick schrie nicht, aber seine Stimme klang unfassbar wütend. Der Mann griff nach Nicks Arm und zog ihn nah an sich. „Jetzt hör mir zu! Du gehörst dem Boss, bis du deine Schulden beglichen hast. Alles was dir wichtig ist, gehört uns, bis du deine Schulden beglichen hast. Ich habe mir also nur genommen, was mir gehört.“ Bei diesen Worten wurde mir schlecht. Was hatte das alles zu bedeuten? Nick holte tief Luft. „Ich habe euch gesagt, dass ich die Schulden jetzt nicht zurückzahlen kann. Ich habe diese Summe nicht.“ Jetzt klang er nicht mehr wütend, er klang hilflos, verzweifelt. Der Mann zuckte erneut mit den Schultern. „Du hast eine Woche Zeit. Wenn das Geld bis dahin nicht da ist, wird es große Konsequenzen geben. Das hier war nur ein kleiner Vorgeschmack.“ Dann verließ er den Raum und ließ einen aufgelösten Nick und mich zurück, total verwirrt.
Ich erwache aus dem Schlaf, am Weinen und mit starken Kopfschmerzen. Die Erinnerungen strömen weiter auf mich ein. Als hätte diese Sitzung eine Art Schleuse geöffnet, sind die Erinnerungen jetzt in meinem Kopf. Aber mir fehlt die Kraft, alles zu sortieren und mir über den weiteren Verlauf von damals Gedanken zu machen. Marcus lächelt mich an. „Du hast zwischendurch gemurmelt und auch einmal kurz geschrien. Hast du dich erinnert?“ Ich bringe nicht mehr als ein einfaches Nicken zustande. Marcus gibt sich damit zufrieden.