Neben dir sein (Kap. 28)
Nick hatte mich alleine stehen gelassen beim Auto, an diese Erinnerung klammere ich mich, als wir mit der Hypnose Sitzung beginnen.
Ich lief zum Haus, aus dem Musik dröhnte und in dem die Fenster beleuchtet waren. In der Dunkelheit sahen sie aus wie eine Lichterkette, die die düstere Fassade des Hauses beleuchtete. Ich wusste nicht, wohin mein Freund gegangen war, wo ich nach ihm suchen sollte und wem dieses Haus überhaupt gehörte. Ehrlich gesagt, fand ich es auch nicht so prickelnd, unseren Date-Abend hier verbringen zu müssen. Aber Nick hatte mich beinahe angebettelt mit ihm hierher zu kommen und leider konnte ich ihm so gut wie nichts abschlagen. Die Haustür, die ich nun erreicht hatte, stand offen. Ich lief durch den langen Flur, in dem sich verschiedene, mir unbekannte Menschen tummelten, vorbei an den rauchenden und wahrscheinlich auch kiffenden Gestalten. Mehrmals versuchten einzelne Personen, mir einen Becher mit einer undefinierbaren Flüssigkeit anzudrehen, die ich aber alle dankend ablehnte. Fehlte nur noch, dass ich mit irgendwelchen Tropfen vollgepumpt wurde, getarnt als harmloses Bier. Von Nick fehlte weiterhin jede Spur, auch als ich mich im Wohnzimmer wiederfand, in dem viele Menschen auf kleinem Raum aneinandergequetscht tanzten, beziehungsweise bedrängten. Ich blieb kurz auf der Schwelle stehen, ließ meinen Blick über die Menge streifen und stellte kurze Zeit später zum zweiten Mal fest, dass Nick nicht hier war. Der nächstgelegene Raum war die Küche, wo eine hochwertig aussehende Bar eingerichtet war, hinter deren Tresen auch ein Barkeeper stand und den bereits angetrunkenen Mädchen Cocktails mixte. Nick befand sich nicht in diesem Raum. War er überhaupt in dem Haus verschwunden oder war in den angrenzenden Wald gegangen? Meine Laune verschlechterte sich immer weiter, mit jedem Raum, in dem Nick nicht war. Ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut, jetzt machte diese blöde Party alles zunichte. Natürlich hatte ich bereits versucht, Nick anzurufen und ihn mit SMS vollzuspamen, aber die Anrufe waren auf die Mailbox weitergeleitet worden und die Nachrichten blieben ungeöffnet. Irgendwann ergatterte ich einen Sitzplatz auf der Couch im Wohnzimmer, die mir ziemlich geeignet für das Warten auf Nick schien. Kurze Zeit später setzte sich ein muskelbepackter Typ Mitte zwanzig neben mich, so als wolle er mich ansprechen. „Hey, Schönheit“, kam auch direkt danach aus seinem Mund, aus dem es ziemlich stark nach Alkohol und Zigarettenqualm stank. Ich rückte etwas von ihm weg, in der Hoffnung, er würde diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und mich in Ruhe lassen. „Lass mich dir einen Drink bringen“, schlug er vor, seine Augenbraue seltsam hochgezogen, eine Mischung aus Zwinkern und fragendem Blick. Ich verneinte möglichst höflich sein Angebot. Mittlerweile hätte er doch begreifen müssen, dass ich ihn einfach loswerden wollte. Aber er blieb hartnäckig und rückte mir erneut auf die Pelle. „Jetzt sei doch nicht so. Lass uns irgendwo hingehen, wo es ruhig ist.“ Ich stand auf und ließ diesen Typen sitzen. Aber er war schneller, umklammerte mein Handgelenk, mit einem Griff, der es unmöglich machte, mich loszureißen. „Ich habe gesagt, wir gehen irgendwohin, wo es ruhig ist“, wiederholte er seine Worte, sein widerlicher Atem kitzelte mich am Nacken. Ich fühlte mich mehr als unwohl in meinem Outfit, welches ihm vermutlich falsche Signale gesendet hatte. Wo war Nick? Der Mann hielt mich immer noch fest und bugsierte mich zur Tür. Niemand beachtete uns, von der Seite betrachtet sah es vermutlich so aus, als wären wir ein Pärchen oder so. Ich hatte solche Angst. Sie umklammerte mich sogar noch stärker, als die Hand dieses Fremden. Mit dem ruhigen Ort hatte er eines der Schlafzimmer des Gastgebers gemeint. Er schloss die Tür, verschloss sie aber nicht. Dann ließ er mich los, zeigte aber mit ernster Miene auf das Bett. Ich wagte es nicht, ihm zu widersprechen und tat, wie mir befohlen wurde. „Dann lass uns mal ein wenig Spaß haben, was, Püppchen?“ Ich schloss die Augen, um dieses widerliche Gesicht nicht ansehen zu müssen. „Mach die Augen auf, Püppchen“, sagte er und drückte einen feuchten Kuss auf meine Wange. Ich ballte die Hände zu Fäusten und hielt den Atem an. „Wollen wir deinem Idiot von Freund doch mal ein Beweisfoto schicken, damit er mir auch glaubt.“ Ich konnte die Worte kaum fassen. Nick war darin verwickelt?