Neben dir sein (Kap.31)
„Du hattest deine Zeit. Wo ist das Geld?“ Ich kauere neben Nicks Wagen, weil er es mir so befohlen hat. Wir wollten einfach nur bowlen gehen, aber dann war uns dieser zwielichtige Typ mit den vielen Tattoos aufgelauert und hatte sein Geld eingefordert. Ich habe Angst, weiß nicht wie ich Nick helfen soll. Beim letzten Mal konnte ich ihm gar nicht helfen. „Ich habe solche Summen einfach nicht“, gibt Nick klein bei und ich kann sehen, wie der Typ einen Schritt auf ihn zumacht. „Das ist dem Boss scheißegal“, zischt er und rammt Nick seine Faust in den Magen. Nick keucht auf und ich mit ihm. Ich möchte ihm so gerne helfen. Diesen Fremden zusammen mit ihm verjagen und einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Nick hat mir die ganze Woche über nicht gesagt, was das am Samstag eigentlich sollte. Warum dieser Mann sich an mir vergriffen hatte. Wieso Nick ihnen Geld schuldet. „Bitte, bitte. Gebt mir noch Zeit“, fleht Nick, ich habe ihn noch nie so hilflos gesehen wie in diesem Moment. „Du hattest deine Zeit.“ Dann rammt er ihm sein Messer in den Bauch, ich sehe es einmal aufblitzen und dann fällt Nick. Mir ist in dem Moment egal, ob dieser Typ mich ebenfalls verletzen könnte, ich will nur Nick retten. Ich drücke meine Hände auf die Blutung, rufe den Notarzt, tue alles, um meinen Nick, meinen lieben Nick, zu retten. Der Rettungswagen kommt, aber Nick hat schon keinen Puls mehr. Er hat zu viel Blut verloren, sagen die Ärzte. Er hat bei dem Aufprall mehrere innere Blutungen erlitten, sagen die Ärzte. Die Worte ziehen an mir vorbei, als wäre ich in Watte gepackt. So viel Blut, zu viel, zu viel Blut.
Schreiend wache ich auf, mein Rücken ist schweißnass. Seit ich bei Marcus bin, habe ich keine Alpträume mehr gehabt und jetzt, wo die Erinnerungen sich aus ihrem Käfig befreit haben, plagen mich auch wieder die Alpträume. Ich atme mehrmals tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Meine Mutter kommt wenig später herein, fragt verschlafen, ob alles in Ordnung ist bei mir und geht dann wieder ins Bett, nachdem sie sich viermal vergewissert hat, dass alles in Ordnung ist mit mir. Ich öffne das Fenster, atme die kühle Luft ein und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen. Insbesondere ein Detail in diesem Traum ist hängen geblieben. Damals kannte ich diese Person nicht, aber jetzt habe ich sie bereits zu genüge zu Gesicht bekommen. Ivan. Ivan hat meinen Freund kaltblütig erstochen.